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Gesundheitsorganisationen empfehlen „Achtsames Essen“ gegen Übergewicht

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Forscher der City University of London haben in einer neuen Publikationdie Ergebnisse zu ihrer Untersuchung von Gewichtsmanagementprogrammen vorgestellt. Danach scheint der Erfolg dieser Programme nicht eindeutig auf „achtsames Essen“ zurückzuführen zu sein.

Der Artikel, der in der Zeitschrift Clinical Psychology Reviewund veröffentlicht wurde, stellt fest, dass Gewichtsmanagementprogramme, die auf achtsamem Essen basieren, zwar gewisse Erfolge verzeichnen, aber nicht eindeutig gesagt werden kann, ob dies dem Aspekt der Achtsamkeit zu verdanken ist.

Übergewicht und Fettleibigkeit haben in den vergangenen drei Jahrzehnten dramatisch zugenommen: Weltweit ist heute einer von drei Erwachsenen übergewichtig oder fettleibig, drei Millionen Todesfälle pro Jahr werden auf Übergewicht und Fettleibigkeit zurückgeführt.

Die Folge ist jedoch nicht nur eine erhöhte Mortalität, sondern auch ein breites Spektrum an chronischen Erkrankungen wie Diabetes Typ 2, koronaren Herzleiden und Krebs. Die durch Übergewicht und Fettleibigkeit verursachten globalen Kosten werden auf 2,0 Billionen US-Dollar geschätzt, was den Kosten für bewaffnete Konflikte, Gewalt und Terrorismus entspricht.

Gesundheitsorganisationen empfehlen „Achtsames Essen“ gegen Übergewicht

Achtsames Essen wird immer mehr als eine Lösung bei Übergewicht beworben. Es soll uns dabei helfen, weniger zu essen, unsere Beziehung zum Essen zu ändern und unseren Kampf gegen überflüssige Pfunde ein für alle Mal zu beenden. Solche Techniken werden derzeit von einer ganzen Reihe von Gesundheitsorganisationen angewandt und in der Üffentlichkeit als Strategie für Gewichtsmanagement und Essregulierung propagiert.

Der Begriff „Achtsamkeit“ lässt sich auf verschiedenste Techniken anwenden und definieren als die „absichtliche, bewusste Wahrnehmung dessen, was im gegenwärtigen Augenblick geschieht, ohne es zu beurteilen.“ Diese Definition beinhaltet zwei Schlüsselideen: die bewusste Wahrnehmung momentaner Erlebnisse und die Annahme einer neutralen Haltung diesen Erlebnissen gegenüber.Auf das achtsame Essen bezogen, bedeutet dies, auf die sensorischen Eigenschaften der Lebensmittel und Speisen zu achten und sich gleichzeitig zu dezentrieren. Dazu gehört, seine Gedanken und Gefühle als vorübergehende und von seiner Person losgelöste Ereignisse zu betrachten. Dem Bericht zufolge wird die Forschung in diesem Bereich dadurch verkompliziert, dass der Begriff der „Achtsamkeit“ für verschiedene Techniken verwendet wird. Außerdem gibt es bisher nur wenige Erkenntnisse über die möglichen Wirkmechanismen der Achtsamkeit. Weitere Forschung ist daher notwendig.

Um die Evidenzbasis für achtsames Essen zu untersuchen, wurden Literaturrecherchen unternommen. Ziel war es, sämtliche Studien zu identifizieren, die die unabhängigen Auswirkungen von Achtsamkeit (oder einer achtsamkeitsbezogenen Strategie) entweder auf den Gewichtsverlust oder auf ein Essverhalten untersuchen, das in enger Verbindung zum Gewichtsmanagement steht, wie insbesondere die Menge und die Art der verzehrten Lebensmittel.

„Achtsamkeit“ ist nicht beweisbar wirksam

Der Bericht stellt fest, dass es kaum Erkenntnisse gibt, wie Achtsamkeit in Bezug auf Essen und Abnehmen funktionieren kann. Die Studie identifizierte jedoch, dass die beiden erfolgversprechendsten Aspekte die gegenwärtige bewusste Wahrnehmung der sensorischen Eigenschaften der Nahrungsmittel und die Dezentrierung sind. Es gibt allerdings bisher nur recht wenige Forschungsarbeiten, die diese Techniken untersucht haben, und keine rigoros durchgeführte Studie, die sich mit ihren Auswirkungen auf den Gewichtsverlust oder auf die Beibehaltung eines bestimmten Gewichts befasst haben. Entsprechend muss sich erst noch zeigen, ob solche Techniken das Gewichtsmanagement wirklich unterstützen.

Dr. Katy Tapper, leitende Dozentin der Fakultät für Psychologie an der City, University of London, sagte:

„Wir können ganz einfach nicht mit Sicherheit sagen, ob achtsames Essen das Gewichtsmanagement unterstützt. Verschiedenste Techniken werden als „achtsam“ bezeichnet. Der Effekt jeder einzelnen von ihnen auf ein Essverhalten zum Zweck der Gewichtskontrolle ist jedoch alles andere als erwiesen. Wir müssen daher in weitere sorgfältig kontrollierte experimentelle Untersuchungen investieren, bevor wir zusätzliche Maßnahmen für das Gewichtsmanagemententwickeln und propagieren, die sich auf achtsames Essen stützen.“

Pressekontakt:

Pascal JENTSCH
Noir sur Blanc
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