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Digitale Landwirtschaft – die Schweiz ist näher dran als gedacht

Drohne bei der Maiszünsler-Bekämpfung. (lid)
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Bundesrat Johann Schneider-Ammann will die digitale

Drohne bei der Maiszünsler-Bekämpfung. (lid)

Landwirtschaft vorantreiben. An der Hochschule HAFL fand deshalb ein gross angelegter Workshop zur Standortbestimmung statt.

Im März dieses Jahr besuchte Bundesrat Johann Schneider-Ammann die internationale Agrarmesse SIA in Paris. Er zeigte sich besonders von den Start-Ups beeindruckt. Ein halbes Jahr später ist Schneider-Amman der Meinung, dass die Schweizer Landwirtschaft im Bereich der Digitalisierung weniger weit weg vom Nachbarland ist als zunächst gedacht. „Ich ging davon aus, dass wir zu unserem Nachteil eine grössere Distanz zu Frankreich im Bereich der digitalen Landwirtschaft haben“, so Schneider-Ammann gegenüber dem LID. „Mit dem, was ich seither gesehen und gehört habe, habe ich den Eindruck, dass in der Schweiz das Prinzip verstanden ist“, sagte der Agrarminister.

Eine interessante Frage sei, ob die aktuellen Projekte in der Schweiz auch mit einem grossen Markt kompatibel oder ob sie etwas zu klein gedacht seien. „Die Franzosen haben Ambitionen ihren grossen Markt zu bedienen, danach den europäischen und dann den Weltmarkt. Soweit sind wir noch nicht. Was die Technologie angeht, sind wir aber gut unterwegs und näher dran als mir bewusst gewesen ist“, so der Bundesrat.

„La Ferme digitale“, ein französisches Projekt, das aus verschiedenen landwirtschaftlichen Start-Ups besteht, hat mittlerweile mit „Marktschwärmer“ („La ruche qui dit oui“) in der Schweiz tätigen Zuwachs erhalten. Solch eine Zusammenarbeit sieht Bundesrat Schneider-Ammann grundsätzlich positiv. „Wenn Zusammenarbeit dazu führt, dass 1 plus 1 für Konsumentinnen und Konsumenten mehr als 2 ergibt, dann ist diese grenzüberschreitende Zusammenarbeit mehr als erwünscht.“

Digitalisierung: Ein breiter Begriff

Nach seinem Paris-Besuch hatte Schneider-Ammann das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) damit beauftragt, einen Workshop durchzuführen. Dass die digitale Landwirtschaft bewegt, zeigte sich an den hochkarätigen und zahlreichen Teilnehmern aus der gesamten Wertschöpfungskette der Land- und Ernährungswirtschaft. Sie allen wollten sich vor Ort über neue Projekte und den aktuellen Stand der Digitalisierung der Landwirtschaft informieren.

Der digitale Hof

Die Landwirtschaft wird digital. Wer sind die Bäuerinnen und Bauern, die auf neueste Technik setzen und wer steht hinter den Entwicklungen? Der LID besucht in der Sommerserie 2017 Betriebe, welche die Fortschritte der Technik nutzen und zeigt, wie sie den Bauernfamilien und der Gesellschaft neue Perspektiven bringen.

Rasch zeigte sich, dass es nicht einfach ist, den Begriff „digitale Landwirtschaft“ unter ein Dach zu bringen. Denn vom solarbetriebenen Jät-Roboter über Pflanzenschutz-Drohnen und Smartphone-Apps bis hin zur Datenbank mit Betriebsdaten bestehen ebenso grosse Unterschiede wie von den Vorstellungen der Digitalisierung. Die Anwesenden waren sich aber einig, dass der technische Fortschritt auf allen Gebieten genutzt werden muss – zum Vorteil für die Bauernfamilien und die Konsumenten. Wir müssen offen sein. Wer die Entwicklung ablehnt, der wird zweiter“, sagte Johann Schneider-Ammann vor den Anwesenden.

Ein Login für alles

Wo digitale Daten vorhanden sind, da ist auch Big Data und die Gefahr von Datenmissbrauch nicht weit. So wurde von etlichen Rednern betont, dass die Daten der Bauernbetriebe in den Händen der Bauern bleiben müssten. Zudem soll die Erfassung der Daten vereinfacht werden. Die Landwirte sollen diese künftig dank dem Projekt „Barto“ nur noch einmal erfassen müssen und die Daten danach für die verschiedenen Bereiche wie Labels oder Angaben für den Bund freigeben können.

Von Jonas Ingold

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