HoGaHotellerie & ResortsInteressanntes

Ukraine erkennt E-Sport offiziell als Sport an und plant nun Millioneninvestitionen

E-Sport
133mal gelesen

Nach einer jahrelangen Debatte hat die Ukraine E-Sport als offiziellen Sport anerkannt. Damit zählt die Ukraine zu den wenigen Ländern, die sich nun ganz offiziell auch um die Förderung des E-Sports bemühen möchte. Hierfür hat der ukrainische eSports-Verband UPEA (Ukranian Esports Federation) allerdings auch lange geworben und gekämpft. Mit mutigen Konzepten und interessanten Ideen konnte der Verband nun das ukrainische Ministerium für Jugend und Sport überzeugen und hat mit diesem auch gleich ein Konzept erarbeitet und auf die Beine gestellt. Dieses sieht eine weitreichende Förderung des E-Sports vor. Mit allem, was dazu gehört. Dazu zählen die Schaffung einer entsprechenden Infrastruktur, das Austragen nationaler Meisterschaften, Akademien für die Nachwuchsförderung und viele weitere Punkte. Alles in allem hat man sich zunächst auf einen 5-Jahres-Plan verständigt, der ein Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro vorsieht.

Hotelkauf und große E-Sport-Arena für 10.000 Zuschauer

Wohin zumindest ein beachtlicher Teil der ebenso beachtlichen Summe fließen soll, steht offenbar ebenfalls bereits fest. So möchte die Ukraine offenbar das „erste E-Sport-Hotel“ der Welt eröffnen. Hierfür wurde das bekannte „Dnipro“-Hotel im Herzen Kiews für mehrere Millionen Euro kurzerhand gekauft. In Kiew gibt es kaum ein Hotel, welches eine bessere Lage besitzt. Weitere Millionen möchten die Organisatoren in den Umbau und die Modernisierung des Hotels stecken. Antreiber der ganzen Sache ist Olexander Kochanowskyj, Gründer der erfolgreichen ukrainischen E-Sport-Mannschaft Natus Vincere (Na’Vi). Kochanowskyj ist auch gleichzeitig Vorsitzender der UPEA und somit einer der wichtigsten Personen im ukrainischen E-Sport und daher maßgeblich für den Aufschwung des Sports im Land verantwortlich. Erklärtes Ziel von Olexander Kochanowskyj: Die Ukraine und vor allem Kiew sollen zum weltweiten E-Sport-Zentrum werden. Das Hotel ist hierbei nur der Anfang.

Geplant ist, dass die E-Sportler in den Zimmern des Hotels professionell trainieren können. Insgesamt vier Etagen des Hotelgebäudes sollen laut Kochanowskyj den Plänen nach allein den E-Sportlern vorbehalten sein. Dazu kommen etwaige Entspannungs- und Freizeitangebote. Außerdem soll es eine kleine Bühne mit bis zu 200 Zuschauern geben, um hier auch kleinere Turniere abhalten zu können. Dem Konzept nach soll außerdem in naher Zukunft eine spezielle E-Sport-Arena für 10.000 Zuschauer entstehen. Hier würde sich laut Kochanowskyj der Umbau des Kiewer Sportpalastes anbieten. Ein weiterer stadtprägender Bau und die aktuell größte ukrainische Sporthalle. Durch den Umbau zu einer multifunktionalen Arena sollen aber auch andere Veranstaltungen wie Konzerte und Sportereignisse weiterhin hier stattfinden können.

E-Sport in der Ukraine: Nur Fußball ist wichtiger

Warum ausgerechnet die Ukraine sich anschickt, zu einem der wichtigsten Vorreiter in Sachen E-Sport zu werden, erklärt sich auch mit Blick auf die nackten Zahlen. So zählt der E-Sport den Angaben der UPEA zufolge nach dem Fußball zur zweitbeliebtesten Sportart der Ukrainer. Dies zeige ein Vergleich der Spielerzahlen von E-Sport-Titeln und denen der Sportler der traditionellen Sportarten. Auch ein Blick auf die Finanzen lohne sich, so Kochanowskyj. Demnach schätzt er den Markt für Spieleentwicklung aktuell auf 180 Milliarden US-Dollar. In den nächsten fünf Jahren könnte der Wert bei 300 Milliarden US-Dollar liegen.

Damit wäre der Markt für Videospiele größer als der Markt der Filmindustrie, der Musik und des traditionellen Sports zusammen. E-Sport spiele dabei für die Publisher und Entwickler als zentrales Marketinginstrument eine wichtige Rolle. Dementsprechend erwarte er auch hier ein großes Wachstum. Belege hierfür sieht er auch in den immer weiter steigenden Preisgeldern der Turniere. Allein der Entwickler Valve habe im letzten Jahr knapp 34 Millionen US-Dollar als Preisgelder für sein Dota2-Turnier „The International“ ausgegeben. Zudem steige auch der Gesamtumsatz des E-Sports und auch im Bereich der Sportwetten hat der E-Sport inzwischen seinen Platz gefunden. So stieg das Volumen an E-Sport-Wetten, etwa für Dota 2 Wetten und CS GO Wetten, bei vielen Wettanbietern deutlich.

Ukraine als starke E-Sport-Nation und beliebte E-Sport-Titel

Alles in allem plant der Verband die Veranstaltung von mindestens zwölf internationalen und somit großen E-Sport-Turnieren. Hierzu brauche es dann auch einen entsprechenden Turnierveranstalter, also ein Unternehmen, welches sich um die Organisation kümmert, so Kochanowskyj. Auch durch die Turniere könnten jährliche Einnahmen generiert und viele Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit Blick auf die knapp 300 im Jahr stattfindenden Turniere würde ein Turnier laut Kochanowskyj im Schnitt knapp eine Million US-Dollar einbringen. Im Großen und Ganzen läge die Zukunft daher im E-Sport.

Dies sieht auch Witalij Wolotschaj so, der Mitbegründer des größten ukrianischen Internet-Kanals Maincast mit Sitz in Kiew. Maincast überträgt bereits seit längerer Zeit Turniere. Seiner Meinung nach zähle die Ukraine ohnehin schon jetzt zu den zehn besten E-Sport-Nationen der Welt. So käme beispielsweise mit Olexander Kostylew einer der aktuell wohl besten Counter-Strike-Spieler aus der Ukraine. An guten und talentierten Spielern gebe es in der Ukraine jedenfalls keinen Mangel. Dazu kämen viele vielversprechende Entwickler, die tolle Spiele produzieren würden. Nun ginge es darum, diese Talente, Spieler und Entwickler zu fördern und zu unterstützen. Hierfür brauche es eine entsprechende Infrastruktur, so Wolotschaj. Dabei sei es auch wichtig, Großturniere in die Ukraine zu holen. Als Beispiel führte er Katowice an, eine polnische Stadt mit gerade mal 300.000 Einwohnern. Welche jedoch dank diverser E-Sport-Wettbewerbe jährlich 100.000 Touristen in die Stadt locke. „Da ist das Potenzial von Kiew noch mal deutlich größer“, so Wolotschaj.

Beliebte Spiele im Bereich des E-Sports

In Sachen Wachstumspotenzial ist der E-Sport jedenfalls mehr als vielversprechend. So gibt es neben Dota 2 und Counter-Strike noch etliche weitere Titel wie League of Legends, Fortnite, Call of Duty und Rainbow Six Siege. Nahezu jährlich veröffentlichen die Entwickler weitere Titel. Freilich schafft dabei nicht jedes Spiel gleich auch den Sprung in den E-Sport-Olymp. Dennoch birgt jedes neu veröffentlichte Spiel auch das Potenzial, zum nächsten Hit und somit auch E-Sport-Hit zu werden. Prominente Beispiele sind hier vor allem Spiele des momentan besonders beliebten, aber noch relativ jungen Genre der „Battle Royale“-Spiele wie Fortnite und PUBG. Beide Spiele erreichten innerhalb kürzester Zeit enorme Spielerzahlen. Gleiches gilt für das neueste Spiel des League of Legends Entwicklers Riot Games namens „Valorant“. Bei allen Spielen stieg mit der Zahl der Spieler natürlich auch das Interesse an den großen wie kleinen E-Sport-Turnieren rund um die Games. Potenzial ist also da und die Ukraine möchte es offenbar nutzen.